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opening expo im sumpfhahn (Ausstellungsraum) weiter
Ans van der Vleuten, freischaffende KünstlerIn arbeitet und lebt in Nijmegen/Niederlande
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- - - - - - - - DON'T ASK, BLOODY HELL, LOOK! - - - - - - - -


FUCKING BORING - - - - - - - - VERfICKT FAD - - - - - - - -

SOLDATEN IM KIEZ....? ODER WEIT WEG...? WO BEFINDEN DIE SICH...? WAS MACHEN DIE...? WOZU BEFINDEN DIE SICH ZWISCHEN DEN BADENDEN LEUTEN...? IST ES KRIEG...? IST KRIEG WEIT WEG HEUTZUTAGE...? SIND SOLDATEN SYMBOLE...? SIND SOLDATEN VÄTER; LIEBHABER; SÖHNE...? SIND SOLDATEN FAMILIE, BEKANNTE...? WEIT WEG UND NAH ZUR ZEIT......

Ästhetik und das Erhabene in den Kunstwerken von Ans van der Vleuten
Nach dem französischen Kunsttheoretiker Jean-Luc Nancy ist das Erhabene in Mode [Le sublime est la mode], wobei sich das Erhabene als ästhetischer Gegenstand in Philosophie und Kunst einer eindeutigen, begrifflichen Klassifizierung entzieht. Idealistische Ästhetik rückt das Erhabene gern in die Nähe der Transzendenz, des Absoluten oder Göttlichen. Kant etwa bezog es auf die Vernunft, dem Vermögen übersinnlicher Ideen im Gegensatz zum an die Empirie verhafteten Verstand, der auf das Schöne als dem formal Geordneten und sinnlich Fassbaren beschränkt ist. In der Postmoderne erfährt der Begriff eine Bedeutungsverschiebung: die tradierte Ästhetik des Schönen wird absorbiert respektive neutralisiert, und somit das Zwiespältige und Irritierende des Erhabenen in den Vordergrund gestellt – Ausdruck der Orientierungslosigkeit eines postmetaphysischen Zeitalters.
Das Bewusstsein eines allgemeinen Autoritätsverlustes von quasi-ideologischen Basistheorien geht Hand in Hand mit dem Verlust einer verbindlichen Metasprache, erfordert also einen neuen Wissenstyp, der nicht den Konsens sondern die Paralogie, das Unbekannte, noch nicht Eingeordnete gewährleistet. Angesichts der Vielheit gleichberechtigter Sprachspiele besteht ein ständiger Widerstreit: An einen geschehenen Satz muss nach der Regel des einen oder anderen angeknüpft werden. Eine Entscheidung würde den Ausschluss aller nicht gewählten Möglichkeiten bedeuten. So besteht eine sperrige Ambivalenz, eine Polarität, die das Erhabene befähigt, das Wesen der Kunst auf den Begriff zu bringen, die dem versöhnlichen Ideal des Schönen eine Absage erteilt und sich zur Aufgabe gemacht hat, der Erschütterung und Irritation der postmetaphysischen Welt Ausdruck zu verleihen. Das Erhabene sprengt dann den Rahmen der herkömmlichen, mittels fassbarer Konturen normierten Anschaulichkeit und bewirkt eine Verlagerung der Betrachtung zugunsten der Reflexion.
Auch ist das Erhabene nicht der ästhetische Gegenstand, es ist nicht präsent, sondern ideell; es bleibt etwas Verborgenes, für jeden Bemächtigungsversuch Unerreichbares, wird damit zum Leitbegriff einer negativen, auf Inkommensurabilität abzielenden Ästhetik.
Ein Kunstwerk entzieht sich damit der genussvollen Absorption und schnellen Einordnung durch den guten Geschmack, denn 'es ist noch unbestimmt, es gelingt nicht ad hoc, seine Bestimmung, seine Regel darzustellen. Es verweigert sich der Konvention und trägt oben erwähnten Widerstreit aus. Die Stimmung des Rezipierenden könnte mit dem Zustand der Uneinigkeit verglichen werden, der sich einstellt, wenn angesichts verschiedener Diskursgenres die Anknüpfung an einen vorhandenen Satz stattfinden soll. Aus der Menge prinzipiell möglicher Sätze tritt auch die Möglichkeit des Schweigens hervor. Es haben sich noch keine Worte gefunden, und der Widerstreit ist das Warten auf dieses Ereignis. So ist ein modernes Kunstwerk vornehmlich als ein Ereignis zu verstehen. Und das 'Unbestimmte geschehen lassen als Fragezeichen' ist seine wesentliche Aufgabe. Ein/e KünstlerIn befindet sich auf der permanenten Suche nach seiner/ihrer Regel, indem er/sie das Überlieferte hinterfragt, dekonstruiert und auf immer andere Weise neu modelliert.
Die erhabene Kunst ist eine Kunst des Experiments, sie erprobt die 'Umkehrbarkeit des Sehenden und des Gesehenen, des Sprechenden und des Gesprochenen, des Denkenden und des Gedachten'. Sie zielt nicht mehr auf Identifikation , verkörpert nicht die Ideale eines Gemeinwesens oder gibt Allegorien einer göttlichen Ordnung.

Der/die KünstlerIn realisiert das Erhabene vor allem durch die radikale Kritik dessen, was vormals zu den unverzichtbaren Voraussetzungen bildnerischer und ganz allgemein künstlerischer Arbeit gerechnet wurde. Mittels Auflösung des Materials, des Gegenstandes, der Formen und Farben, werden die Konventionen der Wahrnehmung untergraben und das Kunstwerk wird gleichsam an die Grenzen zum Immateriellen vorangetrieben. Die Ästhetik des Erhabenen konstituiert sich aus der stärkeren Betonung des reflexiven Moments im künstlerischen Bewusstsein. Auf der Seite des Betrachtenden wird das sinnliche Wohlgefallen gedämpft und der Blick auf das Fragezeichen in und hinter dem Werk gelenkt. Gegenstand der Reflexion soll das sein, was nicht dargestellt ist: die Unerreichbarkeit des 'Es gibt'.
aus: Sic et Non – Forum for Philosophy and Culture – [1993] -
http://www.cogito.de/sicetnon/artikel/kunst/lyt.htm