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-- o.T. -- Objekte
Ausstellungsdauer von 28.09 - 21.10.2007 * Vernissage am Freitag dem 28.09.2007 um 18.00h * KünstlerInnen: Sebastian Biskup
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Teddybär? Sexspielzeug? 'Modernes Wohn-Accessoire'?
Sebastian Biskup
Sebastian Biskups Spiel mit visuellen und haptischen Erwartungen erweitert seiner kontinuierlichen Untersuchung der dialektischen Beziehung von zeitgenössischer Kunst und Design.
Sebastian Biskup
Sebastian Biskup, geboren in Minden am 20.7.1977, studierte an der FH-Hannover und machte seinen Meisterschüler 2005 bei Peter Redeker. Seine Arbeiten wurden im niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Alten Grammophon, dem Foro Artistico und auf der Plattform #1 des Kunstvereins Hannovers gezeigt. Seit 2006 lebt und arbeitet er in Berlin. Seine jüngste Arbeit, die Performance 'Smalltown Boy' führte er im Rahmen Sparwasser HQs 'Futurama and re-inventing tradition?' im Collegium Hungaricum Berlin auf.
- - - - - - - - - - - - * deutsche Version * - - - - - - - - - - - -
In 'o.T.' (2002/2007) behandelt Sebastian Biskup den fundamentalen Mechanismus, der so oft in seiner Arbeit bis dato zu finden ist. So verwundert es nicht, wenn Biskup sich für seine Ausstellung im Kunstraum Sumpfhahn dazu entschlossen hat, zu seinen vor fünf Jahren erstmals gezeigten Objekten zurückzukehren und diese zu erweitern. Wie in so vielen seiner Arbeiten, die sich der Untersuchung des Verhältnisses der Massenmedienkultur und der zeitgenössischen Kunst widmen – seien es die Strukturen des Brandings und der Vermarktung oder die bildnerische Komposition und die rhythmischen Zyklen ihrer Verbreitung, wie man sie in beiden Bereichen finden kann – ist die allererste Annäherung des Betrachters an das Bild, oder wie in diesem Fall das Objekt entscheidend. Die automatische und unmittelbare Identifikation des Betrachters – des Kunden – mit dem Konsumgut ist dessen Schlüssel, und so ist es auch diese Oberflächenstruktur des 'Auf-den-ersten-Blicks' (V)Erkennens, mit der Biskup immer wieder spielt. Tatsächlich mag man in einer Ausstellung Biskups Arbeiten zu Anfang für den Abkömmling der Farbfeldmalerei oder für eine eigene Form seriellen Minimalismus halten, wobei man dem Werbeprospekt eines bekannten Discounters gegenübersteht. Es ist genau diese fälschliche Deutung und die Erkenntnis dessen, die den Reiz an Biskups Arbeit ausmacht. Seine Arbeiten oszillieren zwischen der Oberfläche und ihrem Erscheinungsbild. Im Falle der Arbeit 'o.T.', 2002/2007 verhält es sich etwas anders. Sofortige und direkte kunstgeschichtliche Bezüge und Zitate aus der populären Massenkultur lassen sich nirgends ausmachen. Stattdessen wird der Rahmen der Referenzen und Querverweise generalisiert und das Objekt wird aufgeladen mit dem Prozess des eigenen Zugangs zum Werk. Dass die Objekte berührt, aufgehoben, befühlt und untersucht werden dürfen – die Arbeit somit im wörtlichen Sinne dynamisch wird, ist programmatisch. Man nähert sich etwas Pelzigem, Weichen, Kuscheligen, fast schon Femininem. Man nähert sich einem Raum profanster Reminiszenzen. Beim Erfassen der Objekte, beim in die Hand nehmen entdeckt man etwas anderes. Etwas, das nicht wirklich schockiert und das nicht wirklich überraschend ist, aber etwas , das trotzdem persistierend anders ist. Man erfährt schlichtweg die eigene Missidentifikation an sich, in dem Sinne, dass bei der Identifikation eines Objektes man immer auch durch dieses Objekt identifiziert wird. So versinnbildlichen die Vaginas perfekt dieses beiderseitige Missverständnis in den Grundsätzen der zeitgenössischen visuellen und Konsumkultur. Sie sind eine Überreaktion. Sie manifestieren ihre eigene Überdeterminierung in sich selbst. Und pornografisch sind sie nur insofern wie Information selbst pornografisch ist, im Sinne dass die Erfahrung der Welt als Information pornografisch ist. Im gewissen Sinne versteckt sich nichts hinter dem ersten Annähern an diese Arbeit außer vielleicht das Bewusstsein, dass die Annäherung in sich etwas Groteskes trägt. Man verbleibt mit dem Objekt und es sagt so etwas zu dir wie: 'Ich weiß dass du weißt, dass ich weiß, dass Du weißt,... .'
text by Bill Dietz
- - - - - - - - - - - - * englische Version * - - - - - - - - - - - -
Sebastian Biskup’s o.T. (2002/2007) is a meditation on a fundamental mechanism found in almost all of his works to date. It is thus no wonder that Biskup has chosen to return to and expand upon these objects first shown 5 years ago for his show in the Kunstraum Sumpfhahn. As in so many of his works examining the interrelationships of mass media culture and contemporary art (be it structures such as branding, or composition and temporality of advertising layouts – as found in both fields), decisive is the viewer’s initial approach to the image – or in this case, object. With consumer products, an almost automatic and immediate identification with a viewer (customer) is key, and it is with this surface structure of first glance (mis)recognition that Biskup continually plays. Indeed, walking through a gallery one might at first mistake a work of Biskup’s for a descendent of color-field painting (when indeed one is actually looking at grocery store’s advertising prospect), or another for some form of serial minimalism (a drug store’s catalogue). It is precisely this mistaken identification (and the viewer’s awareness of this at a second glance) that animates much of Biskup’s work. His objects and images oscillate between surface and appearance of surface. In the case of o.T. (2002/2007), the formula is somewhat different. Here, immediate, direct art historical references and specific mass cultural citations are no where to be found. Instead, the frame of reference is generalized and the very structure of reading, of one’s approach and relation to an object is honed in upon. That these are objects to be touched, lifted up, felt, examined – that the work is thus literally dynamic, becomes almost programmatic. One approaches something fuzzy, soft, cuddly, perhaps feminine. One approaches a field of adjectives. One handles the objects, takes them in one’s hands, and one encounters something else – something not quite shocking, not quite unexpected, but at the same time something persistently else. One encounters quite simply one’s misidentification with an object: identification both in the sense of identity with something, identifying one’s self, and identifying something else, that is, identifying something as something else –the perpetual lost and found of consumption. The vaginas then are the perfect rendering of this reciprocal misunderstanding at the basis of contemporary visual culture. They are an overreaction. They are the overdetermination of these objects made manifest. And they are pornographic only insofar as information is itself pornographic, as a way of seeing and experiencing the world as information is. In a sense then there is nothing behind or beyond one’s first approach to the work except the awareness of something perhaps grotesque in that approach itself. One is left there with the object, and it says to you something along the lines of: 'I know that you know that I know that you know... .'
text by Bill Dietz